Rekorde beim Jubiläum
Mit 114 Ausstellern und über 2400 Besuchern hat AFCEA Bonn e.V. bei der 30. AFCEA Fachausstellung eine Rekordbeteiligung gefeiert. „Und die AFCEA Fachausstellung ist eine Konstante in einer Zeit der Veränderungen.“ Die Botschaft von Generalmajor Erich Staudacher, Vorsitzender von AFCEA Bonn e.V., zog sich wie das heimliche Motto der Jubiläumsmesse des Anwenderforums am 27. und 28. April durch Programm und Ausstellung.
Zu den Ausstellern, die innovative technische Lösungen und Konzepte vorstellten, gehörten kleine und mittelständische Betriebe ebenso wie die Großunternehmen der Branche, IT-Beratungsfirmen, Ausbildungsorganisationen, Hard- und Softwarelieferanten und Anbieter von IT-Sicherheitslösungen. Die Angebote richten sich an Bundeswehr sowie Behörden und Organisationen für Sicherheitsaufgaben (BOS) mit der dazugehörenden Industrie und Wissenschaft. Das begleitende Symposium zur Ausstellung hatte in diesem Jahr den Themenschwerpunkt „Vernetzt denken - Kommunikation, Integration, Kollaboration“.
Eine Messe in Zeiten des Umbruchs
„Eine solche Jubiläumsveranstaltung weckt hohe Erwartungen“, sagte Generalmajor Erich Staudacher, Vorsitzender von AFCEA Bonn e.V., in seiner Eröffnung. 30 Jahre lang „Hardware zum Anfassen“ zu zeigen und innovative Themen zu finden, sei in der schnelllebigen Branche eine große Herausforderung. Gleichzeitig appellierte Staudacher an ältere Führungskräfte ihr junges Personal stärker an Themen wie Digitalisierung und Vernetzung einzubinden. Dort sei das Thema am besten aufgehoben und die Innovationskraft am stärksten. Als Beispiel nannte Martina Koederitz, Vorsitzende der Geschäftsführung von IBM Deutschland GmbH, die „new players“ der Wirtschaft – wie das Taxiunternehmen über oder die Übernachtungsvermittlung AirBnB, die ganze Branchen aufbrechen. Koederitz sprach auf dem begleitenden Symposium über das neue Zeitalter der Digitalisierung, in der Daten das neue Öl seien. Dabei gehe es nur noch darum, wer am schnellsten, präzisesten und effizientesten die Masse der überwiegend unstrukturierten Daten auswerten und nutzen kann. Die Bundeswehr könne davon hier für Lagebilder und Wartung profitieren. Doch die steigende Vernetzung werfe auch Fragen der IT-Sicherheit auf.
An der Grenze der Belastbarkeit
Wie nötig mehr Effizienz in der Bundeswehr ist, stellte Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis, dar: Die Bedrohungen und Anforderungen seien gestiegen, neben hybrider Kriegsführung und Terrorismus, „out-of-area“-Einsätzen der Bundeswehr rücke wieder zusätzlich und verstärkt die Landesverteidigung und klassische Kriegsführung ins Blickfeld. Aufgrund der hohen Zahl von Einsätzen und der Vielfalt der Aufgaben und Fähigkeiten, leiste das Personal mehr als ursprünglich geplant. Etwas Entlastung könnte mehr streitkräftegemeinsames Denken sowie eine umfassendere Zusammenarbeit mit der Wirtschaft bringen.
NATO und Cyber-Verteidigung
Über die Herausforderungen der NATO mit dem Thema Cyber und IT-Sicherheit berichtete Dr. Jamie Shea, NATO Deputy Assistant Secretary General for Emerging Security Challenges. Die NATO gehöre nicht zu den Organisationen, die Innovationen vorantreibe, aber wenn sie etwas als unvermeidbar erkannt habe, hole sie schnell auf. So verschiebe sich die Debatte derzeit vom reinen Schutz der eigenen Systeme auf eine stärkere Verteidigung von Netzen und aktivere Abwehr, wie Bedrohungsbeobachtung oder Aufklärung. Dies sei auch vom Völkerrecht abgedeckt. Auch wenn derzeit mehr und mehr Fähigkeiten aufgebaut würden, fehle es teils immer noch an grundlegenden Schutzmaßnahmen. So hätten noch immer einige wenige NATO-Mitglieder kein Computer Emergency Response Team (CERT).
Organigramme aufbrechen
Mit einem Blick auf Prozesse und Managementfähigkeiten schloss Prof. Dr. Thomas Prefi, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der P3 Group, Professor am WZL der RWTH Aachen, das diesjährige Symposium. Bei komplexen Produkten und Dienstleistungen wie etwas Großprojekten stoßen klassische Organisationsformen und Projektmanagement aufgrund der hohen Dynamik und Komplexität an ihre Grenzen und seien fehleranfällig. Eine stärkere Vernetzung, der Aufbau einer Vertrauenskultur zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, etwa durch den Einkauf von „Ergebnissen statt Köpfen“, sowie Qualitätspartnerschaften könnten hier Abhilfe schaffen, dauerten im Aufbau jedoch Jahre.
Angebote für den Nachwuchs
Die Ausstellung selbst nutzte AFCEA auch für die Nachwuchsgewinnung und -pflege. Mit dem Young Leadership Forum bot das Anwenderforum erneut eine Gesprächsrunde für junge Fach- und Führungskräfte mit hochrangigen Führungskräften aus Bundeswehr, Verwaltung, Industrie und Wissenschaft an. Zu Gast war daneben auch eine Delegation von Young AFCEANs aus den Nachbarchaptern Kaiserslautern und Eifel. Im Rahmen des Girls‘ Day hatte AFCEA mit Unterstützung einiger Mitgliedsfirmen eine eigene Führung über die Ausstellung für Schülerinnen und Schüler organisiert, um Interesse an der IT zu wecken.
„Eine rundum gelungene 30. Fachausstellung“, fasste Generalmajor Staudacher die beiden Messetage zusammen. Die 31. Fachausstellung 2017 findet am 26. und 27. April 2017 im Hotel Maritim in Bonn statt.