Roadmap für die Entwicklung des Heeres
„Digitalisierung im Heer“ - unter diesem Thema hat AFCEA Bonn e.V. zusammen mit dem Amt für Heeresentwicklung am Dienstag, 5. Juni, in die Offizierheimgesellschaft der Luftwaffenkaserne Köln/Wahn eingeladen.
Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks als Vorstandsmitglied der AFCEA Bonn e.V. und Generalmajor Reinhard Wolski führten durch die Veranstaltung.
Der erste Teil der Veranstaltung drehte sich um die Anforderungen, die Streitkräfte im Allgemeinen und das Heer im Besonderen im Kontext der zunehmenden Vernetzung und Digitalisierung haben. In seiner Begrüßung stellte Generalleutnant Dr. Rieks zwar heraus, dass die digitale Welt heute bereits weit in alle Bereiche des täglichen Lebens vorgedrungen sei, gleichzeitig stelle „Digitalisierung“ aber auch veränderte Anforderungen an Streitkräfte. Sie beeinflusse die Fähigkeiten, die Streitkräfte in Zukunft besitzen müssten und habe wesentlichen Einfluss auf das Personal und sein Führungsverhalten.
Diesen Aspekt griff auch Generalmajor Reinhard Wolski auf und öffnete den Betrachtungsgegenstand hin zur Digitalisierung von Landstreitkräften. Neue digitale Technologien seien entscheidend für das Erreichen von Führungs- und Wirkungsüberlegenheit und damit für das erfolgreiche Agieren auf den zukünftigen Gefechtsfeldern, so Wolski. Er präsentierte die „Roadmap“ für die Entwicklung des Heeres im nächsten Jahrzehnt. Dabei sei es essentiell, sagte Wolski, dass bereits heute in der Entwicklung und Beschaffung der Waffensysteme für die nächsten Jahre die Digitalisierung im Rahmen eines „Spiral Development“ Berücksichtigung findet.
Im weiteren Verlauf tellte Oberstleutnant i.G. Kubillus für das Amt für Heeresentwicklung sehr detailliert die Erfordernisse zum Wirken in der digitalen Welt in den einzelnen Domänen und dort für ausgewählte Truppengattungen und Pilotdienste des Heeres dar. Eine besondere Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang für die Fernmeldetruppe, deren Aufgabe es ist, das dafür notendige OperationNet zur Verfügung zu stellen.
Interoperabilität war das prägende Element bei der Darstellung der „View of our Allied Partners“. Bezeichnend, aber auch gleichzeitig beruhigend, ist, dass alle vier eingeladenen Vertreter – Colonel (GS) Morel aus Frankreich, Lieutenant Colonel Ventham aus Großbritannien, Lieutenant Colonel (GS) van der Kuijp aus den Niederlanden und Lieutenant Colonel (GS) Suárez Tietz aus Spanien – ebenfalls darauf verwiesen, dass die Vernetzung der Plattformen und der Führungsebenen wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung der Streitkräfte sei.
Während des zweiten Teils am Nachmittag führten Vertreter der Industrie Sven Trusch (Systematic), Herr Frank (Griffity Defense GmbH), Christian Stein (ESRI Deutschland GmbH), Frank Feldkeller (IBM Deutschland GmbH) und Andrej Konforta (Fraunhofer Institut FHR) Lösungen vor, die sie den Streitkräften bereits jetzt anbieten können.
Hier wurde auf die speziellen Herausforderungen von IT-Services für die mobile taktische Ebene eingegangen, welche insbesondere den Rahmenbedingungen der taktischen Kommunikationsmittel geschuldet sind. Informationsübertragung und -verarbeitung seien besonders voneinander abhängig, und müssten gemeinsam betrachtet werden. Damit liege ein Schwerpunkt auf der Etablierung eines gemeinsamen Lagebildes auf allen Führungsebenen sowie der Vernetzung von „Sensor-to-Shooter“-Wirkketten. Diese Daten müssten so aufbereitet werden, dass die komplexen Zusammenhänge besser, schneller und übersichtlich dargestellt werden können.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt für die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte hängt von der Einsatzbereitschaft des Großgerätes ab, wurde bei der Veranstaltung deutlich. Mit einer steigenden Komplexität bei sinkenden Stückzahlen im Bestand moderner Waffensysteme sowie steigender Einsatzbelastung – bei sinkender Verfügbarkeit von hochqualifiziertem Instandsetzungspersonal – kann der Einsatz innovativer Informationstechnologie einen entscheidenden Beitrag zu einer Entspannung der Materiallage liefern. Eine intelligente Auswertung der verfügbaren (un-)strukturierten (Fahrzeug-)Daten unter Nutzung kognitiver Technologien kann durch die Prognose von Ausfallzeitpunkten tiefgreifende Informationen über den Stand der Einsatzbereitschaft einer Flotte liefern und ermöglicht somit ein aktives Instandhaltungsmanagement unter Beachtung operativer Auflagen. Die Effizienz des vor Ort eingesetzten Instandsetzungspersonals wird durch den Einsatz der kognitiven Komponenten gesteigert, da Expertenwissen unmittelbar zur Verfügung steht. Der Einsatz der bereits verfügbaren Möglichkeiten wurde am Beispiel des Radfahrzeuges „Stryker“ der US-Armee dargestellt.
Im Weiteren wurde zu Übertragungsmöglichkeiten bei vorhandenen Bandbreitenbeschränkungen sowie volumenbegrenzter Antennensysteme auf Plattformen ausgeführt.
Insgesamt war die Veramstaltung mit rund 220 Teilnehmern gut besucht. Format und Inhalt der Veranstaltung fanden bei den Teilnehmern sehr großen Anklang. AFCEA Bonn e.V. ist es damit wieder gelungen, als Plattform Information und Netzwerken zu verbinden.