Cyber steht erst am Anfang

Diskutierten: v.l. Professor Gerd Buziek, Ludwig Leinhos, R. Uwe Proll, André Wüstner und Erich Staudacher Fotos: AFCEA
André Wüstner und Erich Staudacher

Der Deutsche Bundeswehrverband (DBwV) und das Anwenderforum für Automatisierung, Fernemeldetechnik, Computer, Elektronik und Automatisierung (AFCEA) Bonn e.V. haben in einer gemeinsamen Veranstaltung in Berlin das aktuelle „Weißbuch 2016 zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“ und die Aufstellung des Organisationsbereichs Cyber und Informationsraum (CIR) diskutiert: „Cyber und Weißbuch 2016 – Aufbruch in eine sicherere Zukunft!?“ lautete der Titel der Podiumsdiskussion, die R. Uwe Proll, Chefredakteur und Herausgeber des Behördenspiegels, moderierte.

Die Hälfte der deutschen Bundesministerien seien derzeit auf dem „Cyberweg“, ordnete R. Uwe Proll, die aktuelle Entwicklung ein. Das Weißbuch sei dabei eine Momentaufnahme und gute Diskussionsgrundlage für die Entwicklung. Am Ende der dahinterliegenden Digitalisierung könnte sogar eine digitale Staatsbürgerschaft und ein digitaler Staat stehen.

Generalmajor Ludwig Leinhos, Leiter Aufbaustab Cyber/Informationsraum im BMVg, berichtete von der Aufstellung des neuen Organisationsbereiches. Darin werde es auch regionale Lagezentren geben, die nach derzeitiger Planung zunächst bundeswehrintern eingesetzt werden aber auch ressortübergreifend genutzt werden könnten. Beim weiteren Aufbau des Organisationsbereichs gehe es nun um eine Kulturveränderung weg von traditionellen militärischen Strukturen.

Zwischen Planung und kreativer Flexibilität


Als Wesen der Digitalisierung identifizierte Professor Dr. Gerd Buziek, Unternehmenssprecher ESRI Deutschland Group GmbH, dass viel Wissen mittlerweile Allgemeinwissen geworden sei. Die Herausforderung bestehe darin, wie aus all den Daten verwertbare Informationen werden. Innovationen würden dabei an den Grenzen der Disziplinen entstehen. Organisationen müssten zur Sicherung ihrer Zukunftsfähigkeit ein gutes Maß zwischen Planung und kreativer Flexibilität entwickeln, so Buziek.

Weißbuch mit Meilensteincharakter


Generalmajor Erich Staudacher, Vorsitzender AFCEA Bonn e.V., attestierte dem Weißbuch einen Meilensteincharakter: Es stoße eine Kulturveränderung in einer Zeit großer Umbrüche an. Staudacher formulierte die Hoffnung, am Ende eine agilere und kosteneffizientere Bundeswehr zu haben. AFCEA habe mit dem neuen Organisationsbereich einen neuen Gesprächspartner. Der gemeinnützige Verein wolle aber für alle Bereiche der Bundeswehr und der Öffentlichen Verwaltung bei Themen der Digitalisierung Ansprechpartner bleiben. Staudacher forderte eine Diskussion über neue Formen und Grenzen der Zusammenarbeit im Föderalismus, mit Nachrichtendiensten, um bestehende Hemmnisse behutsam und ohne Emotionen zu überwinden.

Oberstleutnant André Wüstner, Bundesvorsitzender Deutscher Bundeswehr Verband, lobte bei den aktuellen Entwicklungen zum Thema Cyber die gute Zusammenarbeit zwischen den Staatssekretären aus Verteidigungs- und Innenministerium. Bei der Aufstellung des neuen Organisationsbereichs komme es besonders auf die richtige Qualifizierung an. Daneben müsse man über neue Konstrukte der Vergütung und Kooperationen mit der Wirtschaft nachdenken. Trotz mehr Geld sei man immer noch sehr auf Kante genäht, so Wüstner. Beim weiteren Ausbau sei Information und Kommunikation besonders wichtig, weil die Cyber-Community noch klein sei.