AFCEA Veranstaltung „Technik und Ethik“

Dazu fanden sich circa 50 Interessierte im Wissenschaftszentrum in Bonn ein. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern war bewusst, dass Technik und Ethik oft eine nicht immer konflikt- und diskussionsfreie Beziehung zueinander haben. Dennoch führen sie die immer schneller werdende Technologieentwicklung, die Notwendigkeit moderner technischer Waffensysteme sowie politische und gesellschaftliche Diskussionen zusammen. Technik und Ethik werden immer mehr zwei auf sich hin geordnete Bereiche.

So lag dann auch zu Beginn des Abends einige Spannung in der AFCEA-Luft. Diese entstand auch, weil das Format der Veranstaltung neu gewählt war: „Wie Netzer und Delling“, scherzte Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks, am Anfang des Vortragsabends, den er zusammen mit Professor Dr. Wolfgang Koch zusammen gestaltete. Ein Soldat und ein Physiker – je mit ihren Perspektiven vortragend und durch den je Anderen befragt… Dabei wurde das interessierte Publikum so einbezogen, dass sich im Laufe des Abends eine intensive Diskussion mit allen Anwesenden ergab.

Dr. Ansgar Rieks, der Stellvertreter des Inspekteurs und zugleich der Digitalisierungsbeauftragte der Luftwaffe, spannte in seinem Vortrag den Bogen zwischen einer sich immer schneller entwickelnden Technik und der – angesichts neuer Bedrohungslage – notwendigen Verwendung in den Fähigkeiten der Streitkräfte. Ethik geselle sich als Dritter im Bunde rechtzeitig dazu, so Rieks, wolle man nicht nur ein „gutes Gefühl“ haben, sondern sachgerecht und Wert-voll agieren. Allerdings sei die Ethik bei einer sich rasant entstehenden Technik-Welt ebenso weiterzuentwickeln. Am Ende seien messbare Kriterien anzuwenden, solle Ethik nicht nur wie Ergonomie behandelt werden: hilfreich, aber nicht wirklich essentiell…

Professor Dr. Koch, als Chef-Ingenieur des Fraunhofer FKIE Instituts in Wachtberg, zeigte im zweiten Teil auf, wie die Gründer der Bundeswehr stets auf ein ethisches Fundament geachtet hätten. Er stellte dabei das Thema „Führung“ in den Vordergrund. Für die ethische Diskussion spiele das christliche Menschenbild als Grundlage eine entscheidende Rolle. In der Anwendung von Technik sei der Mensch immer das verantwortlich handelnde Subjekt; eine Künstliche Intelligenz könne niemals eine solche Funktion besitzen. Allerdings seien „Verbindungen“ zwischen Mensch und Maschine im Sinne eines Manned-Unmanned-Teamings für die Streitkräfte und in vielerlei sonstigen Bereichen zur Aufgabenerfüllung notwendig. Der Mensch müsse nicht jede Tätigkeit einer Künstlichen Intelligenz nachvollziehen, eine Künstliche Intelligenz müsse aber immer erklärbar (Explainable AI) sein.

Bei den jeweiligen Befragungen der beiden Vortragenden bedurfte es anschließend keines besonderen Impulses, um alle Anwesenden einzubeziehen. Die Diskussion entspann sich im Schwerpunkt um die Fragen, wie eine gemeinsame ethische Grundlage in der westlichen Wertegemeinschaft entstehen, und ob eine ethische Kriegführung gegen einen unethischen Gegner denn erfolgreich sein könne. Bei aller Notwendigkeit einer Exzellenz in den Wissenschaften, zu denen General Rieks auch die „Operativen Wissenschaften“ zählte, bedürfe es der „Brückenbauer“ zwischen den drei Bereichen, Technik, Ethik und Operationsführung.

Nach zweieinhalb Stunden intensiven Austausches bedankte sich der Geschäftsführer von AFCEA Bonn e.V., Oberst a.D. Thomas Wirsching, bei den beiden Durchführenden für das „Team Teaching“ – und bei dem Publikum für die Aufmerksamkeit, sowie die Beteiligung. Man war sich einig, dass das Format und die Thematik des Abends der Wiederholung bedürfe, vielleicht sogar in einer Regelmäßigkeit. Ob aus „Koch und Rieks“ ein „Netzer und Delling“ wird, blieb offen…